Archiv für den Monat Februar 2020

Biike 2020

22. Februar 2020

Unser Biikefeuer sagten wir ab.

Ich könnte auch schreiben: Unser Biikefeuer ist ins Wasser gefallen.
Das Landunter setzte unseren Brennplatz unter Wasser und lief bis zum Abend nicht ab.

Ans Errichten eines Biikehaufens war nicht zu denken, nicht an das Aufschichten der abgeschnittenen Äste und Sträucher aus unseren Gärten, die nach den vielen Stürmen in diesem Monat nicht gerade winterlich aussehen, so wie man sich das vorstellt, sondern zerzaust und matschig, und nicht an das Aufstapeln der seit Monaten in unseren Scheunen gesammelten Kartons, in denen unser Kaufmann am Festland uns die sorgfältig verpackte Ware liefert, auch im Winter, obwohl nicht so oft wie im Sommer, weil wir allein sind, ohne Feriengäste, und weniger Bedarf haben, und nicht mal an das Hinaufschleudern alter Hölzer auf den mittlerweile hoch gewachsenen Haufen, Hölzer von Zäunen, Fußböden, Heuböden, Anhängern und anderen Winterbaustellen in unseren Häusern und um sie herum.

Weil wir nun unseren Biikehaufen nicht errichtet hatten, pilgerten wir des Abends auch nicht zu ihm mit Glühwein, Schmalzbroten und Vorfreude und entzündeten nichts — oder doch — man stelle sich das nur vor: Was wäre wenn? wir einen Biikehaufen entzündet hätten, vielleicht wie die Raucher ihre Zigaretten mit Streichhölzern oder Feuerzeugen, die aber bei dem regennaß wetternden Sturmwind nicht brauchbar gewesen wären, oder mit der blau fauchenden Flamme einer Lötlampe, ja, damit hätten wir es sicher geschafft, und dann stünden wir mit Lachen in den Augen und heißen Glühweinbechern zwischen den Händen im Windschutz eines Anhängers und beobachteten gespannt, wie sich die zarten Flammen zunächst umschauten, wie sie sich vor den Böen wegduckten und doch zitternd weiterlebten und größer würden, bis sie Kartons durchdrängten und Äste beleckten, und unser Biikehaufen dann knackend und zischend dicke Dampfwolken und Millionen Funken in den schwarzen Himmel entsenden würde — fast waagerecht mit dem Sturmwind.

Man stelle sich das nur vor: Was für Bilder entzündeten sich einem?

Mit Grüßen von Gröde im Sturm. Jürgen

Sabine

Mittwoch, 12. Februar 2020

Sonntag war die Stille vor dem Sturm vorbei.
Das ist mal ein schöner Name für ein Orkantief: Sabine – groß, kraftvoll, beständig.
Seit Sonntag Vormittag stürmt sie und baute sich am Nachmittag immer stärker auf, das Windfeld riesig, Gröde ganz klein darunter. Die aufgewühlte Nordsee schwappte über Steinkanten und füllte Gräben, obwohl Sonntag noch gar nicht so hoher Wasserstand war. Zehn Stunden lang donnerten die Böen in 10 und 11 Windstärken durch unsere Warft, zippelten an unserem Dach, das jedoch ohne großen Schaden davongekommen ist.

Am nächsten Morgen. Montag. Während Sabine in Süddeutschland weiterstürmte, war sie in der Halligwelt schon zahmer geworden. 170km/h auf dem Feldberg im Schwarzwald, las ich in einer Meldung … wie gut, dass unsere Warft nicht so hoch ist. In List/Sylt hat man 117km/h gemessen. Der Wind bläst aber bis heute noch sehr stark, sodass sogar ein kurzer Spaziergang mit Luzi zur Anstrengung wird, dazu viel viel Regen und in der Nacht zu Dienstag eine paar laute Gewitterschläge. Aber nicht mehr diese heftigen Windspitzen, die das Haus erzittern lassen. Dafür jedoch Sturmfluten mit jedem Hochwasser seit Montag Morgen. Unsere Warften umgeben von bewegter See, heute ganz früh mit dem vorerst höchsten Wasserstand von 2,5 Meter über normal Hochwasser. Jetzt liegt der Treibselsaum auf zwei Drittel Deichhöhe. In der kommenden Nacht soll Sabine sich beruhigen … ein letztes Landunter noch und dann ist erstmal Pause.
Herzliche Grüße von Gröde, Jürgen und Sabine