22. Februar 2020
Unser Biikefeuer sagten wir ab.
Ich könnte auch schreiben: Unser Biikefeuer ist ins Wasser gefallen.
Das Landunter setzte unseren Brennplatz unter Wasser und lief bis zum Abend nicht ab.
Ans Errichten eines Biikehaufens war nicht zu denken, nicht an das Aufschichten der abgeschnittenen Äste und Sträucher aus unseren Gärten, die nach den vielen Stürmen in diesem Monat nicht gerade winterlich aussehen, so wie man sich das vorstellt, sondern zerzaust und matschig, und nicht an das Aufstapeln der seit Monaten in unseren Scheunen gesammelten Kartons, in denen unser Kaufmann am Festland uns die sorgfältig verpackte Ware liefert, auch im Winter, obwohl nicht so oft wie im Sommer, weil wir allein sind, ohne Feriengäste, und weniger Bedarf haben, und nicht mal an das Hinaufschleudern alter Hölzer auf den mittlerweile hoch gewachsenen Haufen, Hölzer von Zäunen, Fußböden, Heuböden, Anhängern und anderen Winterbaustellen in unseren Häusern und um sie herum.
Weil wir nun unseren Biikehaufen nicht errichtet hatten, pilgerten wir des Abends auch nicht zu ihm mit Glühwein, Schmalzbroten und Vorfreude und entzündeten nichts — oder doch — man stelle sich das nur vor: Was wäre wenn? wir einen Biikehaufen entzündet hätten, vielleicht wie die Raucher ihre Zigaretten mit Streichhölzern oder Feuerzeugen, die aber bei dem regennaß wetternden Sturmwind nicht brauchbar gewesen wären, oder mit der blau fauchenden Flamme einer Lötlampe, ja, damit hätten wir es sicher geschafft, und dann stünden wir mit Lachen in den Augen und heißen Glühweinbechern zwischen den Händen im Windschutz eines Anhängers und beobachteten gespannt, wie sich die zarten Flammen zunächst umschauten, wie sie sich vor den Böen wegduckten und doch zitternd weiterlebten und größer würden, bis sie Kartons durchdrängten und Äste beleckten, und unser Biikehaufen dann knackend und zischend dicke Dampfwolken und Millionen Funken in den schwarzen Himmel entsenden würde — fast waagerecht mit dem Sturmwind.
Man stelle sich das nur vor: Was für Bilder entzündeten sich einem?
Mit Grüßen von Gröde im Sturm. Jürgen