Regen bestimmte den Sonntag, den Tag unseres Biike-Feuers auf Gröde.
Und doch schien es plötzlich, als zucke er zusammen — ließ ein wenig nach, von oben fallend zu fallen und zu fallen, als die ersten scharfen Flammen sich aus unserem Biike-Haufen hervorwagten, bald dann hervorschossen, heißer und immer heißer lodernd das nasse Holz ertasteten, beleckten, trockneten und schließlich entzündeten: eins ums andere als Nahrung gierig erst zu umschlingen, wild entschlossen, alles Wasser daraus in Dampf zu verwandeln, um es alsdann heißhungrig zu verschlingen.
Und, man kann es sich so ausmalen: Auch des Himmels Wasser verjagten die mächtig genährten Flammen dann mit Gluthitze und stürmendem Feuergebrüll, immer lauter brüllend, glühender, inbrünstiger — und mit diesem leidenschaftlichen Schauspiel zugleich die faszinierten Augen von uns Menschen bannend, als schauten wir tief in unser Seelenfeuer.
Archiv für den Monat Februar 2016
Fundstücke
Finden kann man eine Menge verschiedene Sachen auf Gröde, je nach Wahrnehmung.
Neulich fand ich ein Geschoss, 60mm lang, die Hülle aus Kupfer und stark korrodiert, innen ein Kern aus Blei. Meine Gedanken schweiften in Richtung Zweiter Weltkrieg – stammt das Projektil vielleicht aus dieser Zeit? Die Gröder Chronik berichtet von Bombenabwürfen auf die Hallig im Jahre 1943 und einem abgeschossenen Amerikanischen Piloten, der, aus der Nordsee geborgen, damals auf dem Gröder Friedhof beerdigt worden ist. Ob er wohl heute noch dort liegt oder später in seine Heimat überführt wurde? Das Geschoss symbolisiert zudem, dass das Thema Krieg leider immer noch aktuell ist in unserer Welt und Millionen Menschen darunter leiden …
In einem Buch fand ich folgenden Satz: „Der Tod verleiht unserem Leben Endgültigkeit“. Das klingt erstmal traurig und passt gut zum vorherigen Fundstück. „Der Tod – verleiht – unserem Leben – End-gültigkeit“. Diese Worte hallten lange in mir nach und ich denke, dieser Satz birgt unendlich viel mehr als nur eine traurige und ängstigende Prophezeiung.
Das Wort Endgültigkeit besteht aus zwei Teilen: Ende und gültig.
Ich kann sagen: Mein Leben besitzt Endlichkeit – eine Tatsache, der ich mich nicht entziehen kann, die ich nicht verleugnen kann, nur Annehmen.
Ich kann aber auch sagen: Mein Leben besitzt Gültigkeit – verliehen bekommen im Sinne einer Bejahung, einer Aufforderung, aus jedem Tag, der mir bis zum Ende bleibt, das Beste zu machen, eine Dankbarkeit, heute, hier und jetzt am Leben zu sein, für mein Leben Verantwortung zu übernehmen und es genießen zu dürfen: Lebensfreude.
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Nachtrag 29.2.2016:
Mein Gedanke über die Endgültigkeit des Lebens hat bei manchen für Verwirrung gesorgt. Ich kann verstehen, dass der Gedanke an den Tod Angst und Trauer hervorrufen kann – meine Absicht war dies nicht: Es war vielmehr die Überlegung, dass es vor dem Tod die Zeit des Lebens zu gestalten gilt, möglichst mit Freude daran, als Kontrast zur Trauer. Ich habe heute einen Film über den vor Kurzem verstorbenen italienischen Schriftsteller Umberto Eco („Der Name der Rose“) gesehen. Der Film schließt mit der Antwort Ecos auf die Frage, woran er jetzt mit 80 Jahren denke, wenn er an das Ende seines Lebens denke: „Der Mensch ist das einzige Tier, das lacht. Und nur der Mensch weiss, dass er sterben muss. Da er der einzige ist, der weiss, dass er sterben muss, ist er auch der einzige, der das Lachen erfunden hat, als Ventil, um sich nicht zu(!) ernst zu nehmen.“
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Zwischen den Resten unseres weihnachtlichen Hexenhäuschens, das Malin und ich gemeinsam aus leckerem Lebkuchenteig gebacken, mit vielen bunten Süssigkeiten verziert, und mit zähem Zuckerguss zusammengeklebt haben, fand ich ein Stück, das aussah wie ein Telefon. Ein quadratischer Korpus mit kleiner Antenne und bunten Tasten. Damit konnte ich sogar telefonieren, aber nicht mit jedem, sondern nur mit meinem Inneren Schweinehund, ihn zu überwinden (überreden?) und mit dem kleinen Jungen in mir, ihm zu versichern, mich gut um ihn zu kümmern.
Und zu guter Letzt fand ich bei Youtube zwei Wahrnehmungen von Gröde, die Besucher unserer Hallig kreativ werden ließen:
Eine Zeitrafferaufnahme von Andreas Niggemann aktuell aus dem Februar.
Ein mit Musik von Carl Orff dramatisch unterlegtes (witziges!) Portrait eines Kurzbesuches auf Gröde von dem Journalisten Jens Wiesner.
Beide finde ich in Ihrer Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit sehr schön und phantasievoll gemacht.
In diesem Sinne –
Herzliche Grüße von Hallig Gröde.
Sabine und ich freuen uns auf die kommende Saison und die kreativen Ideen unserer Gäste.
Jürgen