
Sonntag, 28. August 2022
Zwischen dem letzten Bissen des Abendbrotes und dem Zähneputzen, bevor wir uns dem Schlaf überließen, legten wir uns auf den Beton unserer Auffahrt, der noch eine Wärme des heißen Nachmittags ausstrahlte. Über uns Sterne, unzählige Sterne. Ich lag ausgestreckt mit den Füßen zum Haus, die Arme unter dem Kopf. Rechts neben mir der erste kühle Hauch des Grases auf dem Deich. Links neben mir spürte ich den schweren Atem von S., ab und zu schniefend, allergiegeplagt, weil ich ihr zuvor meine alte verstaubte Wolljacke zum Überziehen gegeben hatte, ohne darüber nachzudenken. Wir tauschten unsere Jacken und warteten auf Sternschnuppen.
M. stand an den Zaun gelehnt, schaute versunken in den Himmel, wie meditierend, still genießend. Hinter mich hatte A. sich gelegt, wir lagen Kopf an Kopf. Manchmal sprach sie Worte so leise, daß ich sie kaum hörte in der entspannten Schönheit dieses Sommerabendaugenblicks, bis plötzlich ein helles „Da!“ hinter mir erklang, ein freudiges „Oh ja!“ neben mir. Auch ich hatte die Sternschnuppe aufblitzen sehen. Auch von weiter links aus dem Gras und von der Bank auf dem Deich murmelte Freude zu uns herüber. Und im Garten lagen U. und E. und N. und zählten die schnellen Schnuppen bis zur Zahl sieben.
Der volle Mond tauchte uns alle in sein fahles gelbes Licht. Ich konnte mich einer unbeschwerten Romantik nicht erwehren. Ich lag auf dem Boden, auf dem Rücken, im halben Dunkel, ohne Bewegung. Ich spürte die Nähe und den Abstand zugleich, fühlte mich verbunden mit den anderen und blieb verbunden mit mir selbst und meinem eigenen Herzschlag. Mit der nächsten Sternschnuppe wünschte ich mir die ewige Fortsetzung meiner jetzigen Lebensfreude. Immerhin leuchtete sie dabei heller als die erste, länger anhaltend, kräftiger, bevor sie verglühte.
Ich empfinde erfüllende Herausforderung im neuen Job. Ich lebe entspannte Liebe. Ich erlebe berührende Momente mit den Menschen, die in unserem Haus ihren Urlaub verbringen oder uns privat besuchen kommen. Ich spüre die anziehende Freude und Zufriedenheit, die unser Haus ausstrahlt.
Ich erinnere das Glück von M.&M., die ihre Hochzeit auf Gröde und in unserem Haus feierten. Alle Gäste, und es waren viele, taten das ihre dazu, das wunderbare Gelingen des Wochenendes im Juni zu gestalten. Die vielen berührenden Momente, die jeder auf seine Weise erlebte. Das kaiserliche Wetter und die hellen Nächte. Die wunderbare Musik. Ich fühle mich immer wieder glücklich, wenn ich die Augen schließe und mir Bilder dieser Tage zurückhole: Augen zu und durch – mal wirklich positiv, absolut positiv. Ich sehe M. vor dem Altar mit feuchten Augen M. erwartend, die stolz an meinem Arm ihm entgegen schreitet. Ich sehe den Gröder Wind mit 1000 Seifenblasen das Brautpaar umspielen. Dafür hat sich die monatelange Vorbereitung gelohnt. Sabine und ich hatten uns in sie hineingestürzt wie in eine große Nordseewoge und verspürten Angst und Wonne dabei.
So schnell werde ich diesen Sommer nicht vergessen, der jetzt Ende August immer noch anhält mit seinen warmen Tagen, mit einladender Nordsee, die fast jeder auf Gröde badend genießt. Manchmal nur läßt ein Abend in Wolljacke oder ein frischer Nordwind wie heute eine Ahnung aufkommen, daß der September vor der Tür steht. Die Essenz dieses Sommers wird dabei um so klarer: Meine Freude über das, was ich erleben durfte in den vergangenen Monaten, und zu beobachten, wie Lebensfreude ihre Wirkung entfaltet bei mir und vielen anderen, die mit mir diesen Sommer gelebt haben.
In diesem Sinne! Jürgen


