Archiv für den Monat Dezember 2013

Fest ohne Xaver

Xaver hatte sich beruhigt und ist Samstag morgen zufrieden und ohne Murren abgezogen, aber nicht ohne seinen eindeutigen Eindruck zu hinterlassen. Die Schäden sind unübersehbar. Nicht nur an unserem Dach hat er genagt. Auch die anderen Reetdächer sind in Mitleidenschaft gezogen worden, wenn auch nicht stark.

Stärker sind die Schäden an der Westseite von Hallig Gröde. Hinter dem neuen Steindeich, den wir im Sommer gebaut haben, konnten viele Grassoden dem lang anhaltenden Sturm nicht standhalten. Sie lagen noch nicht lang genug dort, um sich fest mit dem Untergrund zu verwurzeln. Ein Stück des inneren Steindeiches (wir nennen es den Igel) ist komplett aufgerissen. Dahinter liegen hunderte der großen Steine auf dem Land, wie auf einem Trümmerfeld.

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Sabine konnte ihren 50sten Geburtstag feiern! Mit allen Gästen und einem großen Fest! Einen erleichterten Dank an Xaver! Und herzlichen Dank an alle, die beigetragen haben, die weite Anreisewege auf sich genommen und Sabine und Jürgen und die anderen Gröder mit guter Laune und guten Gesprächen erfreut haben. Ein besonderer Dank gilt unserem Kapitän, der mit seinem Schiff dieses schöne Fest überhaupt erst ermöglicht hat!

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„Wer hat eigentlich Xaver eingeladen?“ Annabelles Frage an Sabine ist nicht nur hintersinnig und macht uns schmunzeln. Sie ist sogar völlig berechtigt, denn Sabine hat morgen ihren 50sten Geburtstag. Eigentlich möchte sie aus diesem Anlass an diesem Wochenende eine große Party in unserem Haus geben, mit bestimmt 50 Gästen. Die wollten alle heute mit dem Schiff anreisen, sogar der Kapitän und seine Frau wollen mitfeiern. Schlafplatz haben wir ja genug, denn die Ferienwohnungen stehen leer. Wir wissen nicht, wer Xaver eingeladen hat. Die geduldigen Schafe waren es nicht. Die schöne Sabine war es nicht. Der wagemutige Kapitän war es nicht. Der nicht eifersüchtige Ehemann war es nicht. Der verantwortungsbewußte Bürgermeister von Hallig Gröde war es auch nicht. Xaver war halt plötzlich da, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Und er ist hartnäckig, wie es so mit ungebetenen Gästen ist. Er hat viel Sitzfleisch. Den ganzen Tag über bläst er mit ca. 100km/h über Hallig, Häuser und Schafe und lässt das Hochwasser heute nachmittag erneut auf 2,00m steigen. In der vergangenen Nacht brachte er ca. 2,70m. Der Wall aus Treibsel liegt nur knapp unterhalb der Deichkrone von Knudtswarft. An zwei Stellen unseres Reetdaches zippeln schon wieder die langen Halme heraus.

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Wir wissen immer noch nicht, wer Xaver eigeladen hat. Stellen wir uns doch vor, er wäre der Tanz der himmlischen Heerscharen aus Freude über ein großes Fest auf Hallig Gröde. Dann hat Xaver sogar etwas schönes an sich. Aber wir finden auch, wir haben jetzt lange genug mit ihnen vorweg gefeiert und getanzt und uns mit ihnen gefreut. Nun sind wir Menschen dran. Und wenn wir ganz viel Glück haben, hat Xaver sich müde getanzt und geht heute Nacht zufrieden nach Hause und gibt den Weg für Sabines Geburtstagsgäste am Samstag frei.

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Xaver

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm. „Christian“ hinterließ Schäden an unserem Dach. Sie wurden von den Reetdachdeckern in dieser Woche behoben. Gerade rechtzeitig vor dem heutigen Sturm.

„Xaver, Sturmtief Xaver“, stellte er sich vor. In James-Bond-Manier. Und dann war der Sturm plötzlich da und bestimmte unseren Tag. Genau genommen tut er es jetzt immer noch, Donnerstag abend um halb zehn. Und in der Nacht geht es weiter. Momentan klickern Hagelkörner gegen die Fensterscheiben, vermischt mit dem fast schon normalen Hintergrundgeräusch: Sturmrauschen.

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Bereits gestern haben wir die ersten Vorsorgen  besorgt: Schotten vor die Türen gesetzt, weil das bei starkem Wind kaum noch machbar ist; alle Bänke und das Anhängerhäuschen in die Scheune getragen; die Schafe auf den Deich geholt. Während der Nacht zu Donnerstag dann bereits ein leichtes Landunter. Heute abend vor dem Dunkelwerden habe ich die Schafe dicht ans Haus geholt. Sie verbringen diese Nacht vor unserem Küchenfenster. Erstens ist das ein hoher Punkt auf der Warft und zweitens habe ich sie dort im Blick, falls die Flut heute Nacht doch die drei Meter Marke knackt. Bei dem anhaltend starken Wind könnte etwas Wasser in die Warft schwappen. Die Windspitzen am späten Nachmittag lagen bei 128km/h, seitdem hält sich der Sturm bei 100 – 110km/h.

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Das Hochwasser heute Nachmittag lag bei 2,50m über normal. Für die Nacht sind 2,50 bis 3,00m vorhergesagt.