
Das ist Lieschen. Manch einer wird sie bereits kennen. Lieschen wurde in Ungarn geboren und ist ein echter Hallighund geworden. Sie sitzt auf diesem Sonntagsspaziergang im winterlichen Gras und schaut über die sonnige Hallig, während Jürgen und Monika sich über die Schönheit dieses Tages unterhalten. Manchmal schickt sie einen fragenden Blick zu Monika: Wann geht es endlich weiter, ich möchte nach Hause. Doch sie und Jürgen schwärmen noch vom sonnigen Sonntag nach den vergangenen Regentagen.
Jetzt am Nachmittag setzt die Sonne zum Endspurt an, sich gegen die Wolken in ihrer ganzen Pracht zu zeigen. Die Schafe ziehen in langer Reihe die Straße zum Westanleger entlang. Sie sind auf der Suche nach einem guten Platz für die dunklen Stunden, die der Sonnenuntergang ankündigt. Der Mond steht schon über der Warft und nimmt jeden Tag ein bischen mehr zu. Es dauert nicht mehr lang, bis er seine volle Rundung stolz zur Schau stellt.
Ob Lieschen das alles interessiert … Monika und ich wissen es nicht. Die Möglichkeit besteht natürlich, aber andere Möglichkeiten sind auch vorstellbar. Vielleicht sehnt sie sich gerade nach Sommer, denn kalt ist es im Gras trotzdem. Vielleicht erinnert sie sich auch an die Wärme ihrer ungarischen Heimat und überläßt sich ganz der Drift ihrer Tagträume. Vielleicht aber träumt sie auch nur von der warmen Stube mit dem weichen Kissen. Ach Lieschen, könntest Du doch sprechen, dann würden wir unsere Unterhaltung zu dritt fortsetzen.
Aber Monika verabschiedet sich jetzt und Lieschen wedelt freudig. Auf geht es nach Hause zum heißen Tee in warmer Stube mit weichem Kissen für Lieschen. Und ich? Zuhause warten Akkha und Lahko auf ihren Spaziergang. Sabine ist am Festland. Das Licht wird immer intensiver und ich drifte noch ein wenig mit der Kamera über die Hallig. Auf der Suche nach Motiven überblendet meine Phantasie Wolken und Landschaft mit den Gesichtern der Menschen, die ich jetzt gerne um mich hätte.
Etwas später, im Dämmerlicht bei Ebbe unter der Steinkante, können wir dann alle drei so richtig laut den Vögeln hinterher bellen und rufen, Akkha, Lahko und ich.
