Frühling


26. April 2024
Lang ist es her, dass hier an dieser Stelle, in unserem Blog, mal eine Nachricht erschienen ist. Das läßt sich nicht leugnen und nicht ändern. Manchmal stehen einfach andere Dinge im Vordergrund und verändern Gewohnheiten. Um wieder Flagge zu zeigen, hilft nur, endlich etwas Neues zu schreiben.

Wir sind noch da und wir leben noch auf Hallig Gröde. So gesehen ist erstmal alles beim Alten. Und doch hat sich etwas verändert: Ich arbeite z. B. nicht mehr im Küstenschutz auf der Hallig, sondern habe mir mit dem Regionalmanagement für die Region Uthlande eine Tätigkeit gesucht, die mich mit Freude erfüllt. Unsere Eltern werden älter und bei unseren Kindern gibt es ein erstes Kind. Das erfüllt uns beide mit Freude und intensiviert unser Familienleben.

Hier auf Gröde hält der Frühling Einzug. Die Tage bleiben länger hell, und die Zugvögel bevölkern in Scharen das Wattenmeer und die Hallig, wo ihr Geschrei die Geräuschkulisse dominiert. Die einen sammeln sich lautstark lebendig in großen Brutkolonien, und die anderen tanken Energie für den langen Flug in die Arktis. Gestern auf unserem Spaziergang bei Sonnenschein zwischen Wolken und blauem Himmel haben wir die ersten Seeschwalben im Wind segeln gesehen 🙂

Wir freuen uns auf eine neue Saison mit unseren Feriengästen!
Jürgen und Sabine

Neujahrsgruß

1. Januar 2023
In diesen Tagen hatte der Wind mehrmals hohe Wasserstände mit sich gebracht. Beim Spazierengehen auf Gröde war daher immer Wasser in der Nähe, entweder von unten oder von oben. Auch der Silvesterabend war regnerisch. Um Mitternacht trauten Sabine und ich uns kurz vor die Tür, mal schauen, was die Nachbarn machen, und wir waren nicht allein. Drüben vor V&Ms Haus standen sie. Wir gesellten uns dazu und trotzten eine Weile gemeinsam dem sturmfeuchten Wetter. In warme Jacken gehüllt sagten wir uns gute Wünsche und ließen mit kaltem Sekt in klammen Fingern die Gläser klingen. Es klarte genau dann auf, als wäre es speziell für uns gemacht, und wir konnten ein bisschen Feuerwerk weit draußen über Föhr sehen. Anschließend setzten wir unsere gesellige Runde in V&Ms sturmfreier Küche fort, noch so ein Stündchen, aber dann war es auch genug.
Sabine und ich hatten es gut am Silvesterabend. Wir haben die Stunden verredet, uns erfreut an den Erlebnissen des alten Jahres und darauf, was uns im neuen Jahr begegnen wird, und wir haben getanzt in unserem Wohnzimmer, ganz für uns allein, das war auch mal schön. Wir wünschen Euch ein gutes neues Jahr. Bleibt gesund. Bleibt fröhlich. Bleibt zufrieden. Auf ein Wiedersehen. Wir freuen uns auf eine neue Saison.
Herzliche Grüße! Sabine und Jürgen

Fröhliche Weihnachten!

24. Dezember 2022
Vor Kurzem hatten wir weiße Salzwiesen auf Hallig Gröde, passend zur vorweihnachtlichen Zeit. Jetzt am Heiligabend ist der Schnee schon nicht mehr da.
Die Stimmung ist geblieben. Ruhig ist es hier.
Zeit, an das zu denken, was im Rauschen des Alltags und der Medien gerne zu kurz kommt.
Zeit, inne zu halten und sich zu fragen, ob, und wenn ja, welche Bedeutung die Leerzeichen zwischen den Worten haben, der Platz zwischen den Zeilen.
Zeit für Stille und Schweigen.
Gibt es nicht ein schönes Weihnachtsgedicht? fragte mich gestern Abend eine Freundin.
Zwei Tassen Glühwein wärmten unsere Hände. Spontan fiel mir nichts ein, aber ihre Frage inspirierte. Es könnte von Liebe handeln, denn es heißt ja, Weihnachten ist das Fest der Liebe. Heute Morgen, nach einem traumlosen Schlaf, hatte ich das kirchliche Vaterunser im Kopf – kein Weihnachtsgedicht, sondern das Glaubensbekenntnis unserer christlichen Kultur. Warum es mir präsent war, weiß ich nicht. Vielleicht war es, weil unser Pastor vor zwei Tagen Weihnachtsgottesdienst auf Hallig Gröde gehalten und uns eingestimmt hat auf besinnliche Tage, trotz (oder wegen?) der ernsten Lage in der Welt. Vielleicht brauchen wir alle ein bisschen mehr Liebe füreinander – um still innezuhalten, auszuhalten, um zu heilen und zu stärken, um zu lächeln …
Liebe Familie, liebe Freunde und liebe Urlaubsgäste: Sabine und ich wünschen Euch fröhliche Weihnachten!

Vater unser im Himmel,
wir wünschen uns Deine Stille.
Deine Liebe komme.
Deine Güte geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Lebendige Freude gib uns heute.
Und stärke uns in unserem Sein,
dass auch wir stärken können unseren Freund.
Und führe uns dicht zu uns selbst,
und bewahre uns vor falschem Schein.
Denn dann ist die Liebe.
Sie ist Kraft und Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen (ganz leise)

Die Postkarten

Sonntag, 9. Oktober 2022
Am gestrigen Nachmittag erreichten ihn die beiden Postkarten.
Lange Zeit waren sie unterwegs gewesen, hatten eine lange Reise hinter sich, nicht so komfortabel wie die Reise seiner Frau, die über die offene See gefahren, mit dem großen, gemächlich langsamen Schiff und mit fern blickenden Augen, in denen sich zuerst die aufgehende Sonne und später die untergehende Sonne über der leuchtenden Weite des Meeres fing, nein, die zwei Postkarten waren sicher in einer Kiste verstaut gereist, dunkel, aber behütet verpackt mit vielen anderen Postkarten und auch Briefen, und das Meer schaukelte sie nur ganz zuletzt ein wenig auf dem schwankenden kleinen Postboot am Tag ihrer Ankunft auf der Hallig, die jetzt am Sonntagmorgen noch in der Morgensonne döst, obwohl die Motoren der Baumaschinen röhren, weil jemand seine Ruhe nicht findet an diesem Sonntagmorgen und tut, was er für richtig hält, so wie alle anderen hier jetzt auch tun, was sie für richtig halten, und dann nahm er die zwei Postkarten, von denen eine an ihn adressiert war, verziert mit einer finnischen Malerei zweier friedlich und gemeinsam Waldbeeren genießenden Figuren, eines großen braunen Bären und eines kleinen blonden Mädchens im lichten finnischen Wald an einem rauschenden blauen Flüsschen, denn die Postkarten hatte seine Frau geschickt, die in Finnland weilt, als Symbol ihrer Verbundenheit, und die andere Postkarte zeigte einen Collie-Kopf mit aufmerksam blickenden Augen und war an Luzi adressiert, und er nahm die zwei Postkarten und stellte sie aufrecht auf den Küchenschrank, an die Teekanne gelehnt, damit er sie stets im Blick hat, denn sie spiegeln ihm stets seine Fröhlichkeit und seine Traurigkeit, je nachdem was gerade überwiegt, und sie symbolisieren ihre Verbundenheit als Antwort auf die Frage: Was bleibt, wenn Du gehst?

Die Essenz des Sommers

Sonntag, 28. August 2022
Zwischen dem letzten Bissen des Abendbrotes und dem Zähneputzen, bevor wir uns dem Schlaf überließen, legten wir uns auf den Beton unserer Auffahrt, der noch eine Wärme des heißen Nachmittags ausstrahlte. Über uns Sterne, unzählige Sterne. Ich lag ausgestreckt mit den Füßen zum Haus, die Arme unter dem Kopf. Rechts neben mir der erste kühle Hauch des Grases auf dem Deich. Links neben mir spürte ich den schweren Atem von S., ab und zu schniefend, allergiegeplagt, weil ich ihr zuvor meine alte verstaubte Wolljacke zum Überziehen gegeben hatte, ohne darüber nachzudenken. Wir tauschten unsere Jacken und warteten auf Sternschnuppen.
M. stand an den Zaun gelehnt, schaute versunken in den Himmel, wie meditierend, still genießend. Hinter mich hatte A. sich gelegt, wir lagen Kopf an Kopf. Manchmal sprach sie Worte so leise, daß ich sie kaum hörte in der entspannten Schönheit dieses Sommerabendaugenblicks, bis plötzlich ein helles „Da!“ hinter mir erklang, ein freudiges „Oh ja!“ neben mir. Auch ich hatte die Sternschnuppe aufblitzen sehen. Auch von weiter links aus dem Gras und von der Bank auf dem Deich murmelte Freude zu uns herüber. Und im Garten lagen U. und E. und N. und zählten die schnellen Schnuppen bis zur Zahl sieben.
Der volle Mond tauchte uns alle in sein fahles gelbes Licht. Ich konnte mich einer unbeschwerten Romantik nicht erwehren. Ich lag auf dem Boden, auf dem Rücken, im halben Dunkel, ohne Bewegung. Ich spürte die Nähe und den Abstand zugleich, fühlte mich verbunden mit den anderen und blieb verbunden mit mir selbst und meinem eigenen Herzschlag. Mit der nächsten Sternschnuppe wünschte ich mir die ewige Fortsetzung meiner jetzigen Lebensfreude. Immerhin leuchtete sie dabei heller als die erste, länger anhaltend, kräftiger, bevor sie verglühte.
Ich empfinde erfüllende Herausforderung im neuen Job. Ich lebe entspannte Liebe. Ich erlebe berührende Momente mit den Menschen, die in unserem Haus ihren Urlaub verbringen oder uns privat besuchen kommen. Ich spüre die anziehende Freude und Zufriedenheit, die unser Haus ausstrahlt.
Ich erinnere das Glück von M.&M., die ihre Hochzeit auf Gröde und in unserem Haus feierten. Alle Gäste, und es waren viele, taten das ihre dazu, das wunderbare Gelingen des Wochenendes im Juni zu gestalten. Die vielen berührenden Momente, die jeder auf seine Weise erlebte. Das kaiserliche Wetter und die hellen Nächte. Die wunderbare Musik. Ich fühle mich immer wieder glücklich, wenn ich die Augen schließe und mir Bilder dieser Tage zurückhole: Augen zu und durch – mal wirklich positiv, absolut positiv. Ich sehe M. vor dem Altar mit feuchten Augen M. erwartend, die stolz an meinem Arm ihm entgegen schreitet. Ich sehe den Gröder Wind mit 1000 Seifenblasen das Brautpaar umspielen. Dafür hat sich die monatelange Vorbereitung gelohnt. Sabine und ich hatten uns in sie hineingestürzt wie in eine große Nordseewoge und verspürten Angst und Wonne dabei.
So schnell werde ich diesen Sommer nicht vergessen, der jetzt Ende August immer noch anhält mit seinen warmen Tagen, mit einladender Nordsee, die fast jeder auf Gröde badend genießt. Manchmal nur läßt ein Abend in Wolljacke oder ein frischer Nordwind wie heute eine Ahnung aufkommen, daß der September vor der Tür steht. Die Essenz dieses Sommers wird dabei um so klarer: Meine Freude über das, was ich erleben durfte in den vergangenen Monaten, und zu beobachten, wie Lebensfreude ihre Wirkung entfaltet bei mir und vielen anderen, die mit mir diesen Sommer gelebt haben.
In diesem Sinne! Jürgen

Und der Mai?

31.5.2022

Liebe Leser, dies ist erstmal nur ein Platzhalter, der sagen soll: Habe gerade keine Zeit für einen ausführlicheren Artikel zum Mai.
Später mehr. Das Schiff ist gleich hier und Sabine und ich müssen los.

Bis später! Jürgen

Aprilhimmel

Samstag, 30. April 2022

Trocken ist es. Die Hallig hat lange keinen Regen gesehen. Der Himmel über Gröde ist immer wieder blau. Dazu frisch und kühl, tagelang starker Ostwind, dann ein kühler Nordwind. In windgeschützten Ecken aber wunderbar wärmende Sonne.
Die Vogelwelt ist vollzählig. Viele Ringelgänse grasen auf den Salzwiesen und füllen den Himmel mit ihren großen Schwärmen. Die Graugänse brüten. Die Lachmöwen haben ihre angestammten Kolonien in Besitz genommen. Und seit kurzem sind auch die Seeschwalben zurück von ihrer langen Reise. Der Seevögel allgegenwärtiges Rufen und Piepen und Kreischen und Flöten und Zetern und Jubilieren über den Frühling auf Gröde ist meine liebste Geräuschkulisse draußen auf der Hallig.
Wir wünschen Euch einen schönen ersten Mai! Jürgen und Sabine

Potpourri

Donnerstag, 31. März 2022

Das ging schnell, rein gefühlt meine ich, reine Wahrnehmung.
Kaum dass der März angefangen hatte, …, heute ist er schon wieder vorbei. Ein Aprilscherz war der März nicht, den gibts erst morgen. Der März war für Sabine und mich ereignisreich und voller Jetzt und Hier, ein Potpourri aus sonnendurchfluteten Frühlingstagen, arbeitsreichen Alltagen, vorbereitenden Putztagen (ja, wirklich: Frühjahrsputz in unseren Ferienwohnungen) vor der neuen Saison, kopfrauchenden Organisationstagen, um den Traktor mit Motorschaden ans Festland zu transportieren, planungsvollen Besuchstagen mit unseren Kindern, um deren Festvorbereitungen zu unterstützen, turbulenten ersten Arbeitstagen in meinem neuen Job inkl. beruflichem Ausflug nach Sylt – auch eine schöne Insel, mit ähnlich schönem Strand wie auf Gröde 😉 und – und – und – und zwischendurch einfach mal den Blick ruhen lassen auf schönen Momentaufnahmen zwischen den Ereignissen.
Herzliche Grüße! Jürgen

Ylena und Zeynep

Samstag, 19. Februar 2022

Neue Namen für neue Sturmtiefs. Zur Zeit kommen sie in und mit Gruppen, diese Stürme, egal, ob die Menschen Gruppen in diesen pandemischen Zeiten nun mögen oder meiden. Die Stürme interessiert das nicht. Ylena brachte eine Landuntergruppe mit. Zeynep stieß anschließend mit voller Lunge ins Horn und nahm mit Anlauf Gröde in den Griff. Heulend und donnernd rasten seine Böen gruppenweise über unsere Warften und rüttelten an unseren Dächern. Aber die blieben standhaft ohne Schäden. Gewaltig sammelnd schoben Zeyneps Winde die Nordsee vor sich her auf die Küste zu, und so fand Hallig Gröde sich nachts inmitten tosender Wellengruppen wieder. Fast drei Meter über normalem Hochwasser stieg die Flut auch unsere Warften hoch, nahm die Kirchwarft mit Leichtigkeit und arbeitete sich dann an der Knudtswarft ab, die Deichkrone in Reichweite, bis die Ebbe ihr langsam Einhalt gebot. So manche Welle schaffte den sportlichen Schwung hinein in die Warft — zum Glück nicht viele.
Uns geht es gut. Mit dem Aufräumen warten wir noch eine Weile, die nächsten Stürme sind schon angekündigt.
Herzliche Grüße, Jürgen und Luzi.

Nadja

Montag, 31. Januar 2020

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm, und die Ruhe nach dem Sturm ist zugleich die Ruhe vor dem Sturm und außerdem die Ruhe zwischen den Stürmen. Sturmtief „Nadja“ hat uns auch auf Gröde ordentlich durchgeschüttelt. Unsere wenigen Bäume stehen noch, aber ein paar morsche Zaunpfähle und ein verrostetes Geländer am Westanleger liegen flach. Morgen geht es stürmisch weiter. Unsere Salzwiesen und die ganze Halophytengesellschaft freuen sich schon auf die Landunter der nächsten Tage. Und wenn wir den Wettervorhersagen vertrauen, kommt am Wochenende weiterer Sturm.
In diesem Sinne … genießt die Ruhe zwischen den Stürmen Eures Lebens!
Herzliche Grüße, Jürgen