Stille. Klare Linien. Unbewegt. Innehalten. Das Watt. Der Himmel. Die Farben. Alles schwindet zu grau. Der Wind – – still. Meine Schritte im Gras, auf den Muscheln. Fast laut. Ein Reiher krächzt, erhebt sich und entfliegt. Sonst nichts. Luzi neben mir. Gemeinsam genießen wir. Stille.
Nach dem Sommerende belohnte uns der Herbst auf Gröde mit einem Oktober, der an vielen Tagen wie ein Sommermonat war. Die Herbstferien erlebten wir wie die zweiten Sommerferien in diesem Jahr, nicht nur vom Wetter her, auch weil soviele Kinder bei uns im Haus waren. Sie verbreiteten Lebenslust und Sommerstimmung. Gemeinsam erlebten wir letzte Bäder in der schon kühlen Nordsee, wir erlebten Lagerfeuer mit Sonnenuntergang, und wir erlebten Märchenabende für alle mit Susanne und Klaus. Das waren wirklich intensive Wochen. Zum Ende des Monats fauchte der Herbst dann schon mal, schickte viel Wind und viel Wasser und setzte die Salzwiesen unter Salzwasser. Jetzt trommelt der Regen an die Fenster – der November kann kommen. Vielen Dank an Euch alle für diesen wunderbaren Oktobersommer! Jürgen und Sabine
Der Sommer ist vorbei und die ersten Herbsttage brachten gleich die ersten stürmischen Tage mit sich. Die Rinder sind abgereist und unser neues Viehhock hat sich als tauglich erwiesen, auch wenn noch kleine Nachbesserungen nötig sind. Inzwischen sind Ringelgänse zurück aus Sibirien und rasten draußen im Watt, wo noch viel Seegras wächst. Viele Grüße von Hallig Gröde, Jürgen
Sonntag, 29. August 2021 Ich begrüße den regengrauen Sonntagmorgen mit tiefen Atemzügen in der frischen und feuchten Luft. Luzi und ich machen gemeinsam eine Morgenrunde über die Hallig nach der langen Nacht, in der sich Phasen bleiernen Schlafes mit Phasen unruhigen Halbwachens in dämmerigem Morgengrau abwechselten. Eigentlich erwartet mich ein Sonntag. Nichts steht an. Kein Gästewechsel, keine Wohnungen putzen und vorbereiten für neue Urlaubsgäste – das haben Sabine und ich alles schon gestern und vorgestern erledigt. Keine Telefonate, keine Planungen, keine Organisation. Das neue Viehhock auf Hallig Gröde ist im August fertig geworden – richtig gut! Aber die Unruhe läßt mich nicht wirklich los. Zu viele andere Baustellen, ToDos und Ideen springen mir durch den Kopf. Wahrscheinlich sind es weniger die äußeren Baustellen, die mir gerade die Ausgeglichenheit rauben, sondern vielmehr die inneren, die sich ihre Platzhalter suchen, hinter denen sie sich verstecken. Aber da heute Sonntag ist und nichts ansteht, will ich versuchen, ihnen Raum zu geben, sie annehmen, akzeptieren. Lösungen werde ich für sie heute nicht finden. Oder vielleicht doch? Wenigstens Einordnungen, Ansätze und Perspektiven … Wenn ich es schaffe, den Unruhezustand anzunehmen, wenn ich mir sagen kann: Es ist so!, dann ist dafür einiges getan.
Salz auf der Haut. Sommerwetter und Badewetter im Juli fast bis zum Schluss. Zuletzt dann ein Regen- und Sturmtag mit Landunter: Salzwasser auf der Hallig und in den Stiefeln.
Sommer. Barfuß laufe ich über weiches Halliggras und sonnenwarmen Felsen der Steinkante, in deren Vertiefungen sich funkelnde Salzkrusten bilden, wie lauter kleine Diamanten. Im Wind und in meiner Nase der Duft des üppig blühenden Halligflieders. Ich schwimme in der Nordsee, ihr salziger Geschmack auf meiner Zunge. Unsere neue Badetreppe ist wunderbar! Zum Trocknen sitze ich auf den warmen Steinen. Das Salz prickelt auf meiner Haut. Mein Blick will auf Wellen und Horizont ruhen, aber das Glitzern der Wellen unter dem blauen Himmel ist so intensiv und die Tage sind so bewegt, dass die Ruhe nicht wirklich einkehren will. Erst abends, wenn der Wind zur Ruhe kommt, komme auch ich zur Ruhe.
Donnerstagabend kamen der Wind und ich nicht zur Ruhe, beide nicht, und auch andere auf Gröde nicht, Mensch und Tier, denn wir holten bei Sturm die Rinder auf die Warft, weil die Nordsee – ebenfalls unruhig und wild bewegt – unsere Salzwiesen überschwemmte. Abwechselnd hielten Nick, Volker und ich Wache in der Nacht bei den Tieren. Am nächsten Morgen durften sie wieder auf die durchnäßten Wiesen zurück. Nach getaner Arbeit – aufräumen und saubermachen – bescherte uns die Sonne zur Belohnung gleich wieder einen Tag mit Badewetter – der Sommer geht weiter … … jetzt auch auf Instagram: @kolkhalliggroede
Üppig ist die Hallig jetzt im Juni. In unserem Garten blüht es, die Hühner haben Küken, der Wermut bildet dicke Teppiche und die Halligflieder zeigt seine ersten Blüten. Die Rinder freuen sich über fettes Gras. Leider komme ich gerade nicht dazu, viel zu schreiben. Heute also nur ein paar Impressionen. Herzliche Grüße! Jürgen
Montag, 31. Mai 2021
Am Ende hat er uns doch noch warmes Wetter spendiert, der Mai: Eine Wonne, nachdem es meist kalt war, ungewöhnlich kalt. Die Hallig hat sich gefüllt und erwacht wieder zum Leben, mit grünem Gras, mit rosa Strandnelken, mit großen Seevogelkolonien voller kreischender Lachmöwen und Seeschwalben, mit Rindern. Feriengäste dürfen wieder Urlaub machen bei uns. Es gab tolle Wolkenbilder zu erleben; Gröde hat eine neue Badetreppe bekommen; es gab stürmische Tage mit leichtem Landunter auf Teilen der Hallig; und jetzt endlich sommerliche Tage! Abwechslungsreich war dieser Monat, und deshalb heute ein kleines Feuerwerk an Bildern, was alles los war in den Maiwonnen.
Herzliche Grüße, Jürgen
Nordfriesland wird Modellregion für Tourismus in Deutschland in Zeiten der Pandemie. Morgen geht es los: 1. Mai 2021. War schon mein Verlangen nach entspannten und ungezwungenen Begegnungen mit Menschen Motor für Kreativität, so ist die Aussicht, im Mai wieder Feriengäste beherbergen zu dürfen ein noch größerer Motor. Nachdem die Entscheidung gefallen war vor knapp zwei Wochen, ging alles ganz schnell. Die Kreisverwaltung hat sich mächtig ins Zeug gelegt, und fast jeden Tag gab es neue Details, Regelungen und Möglichkeiten: Dynamik auf allen Seiten, dieses Projekt zu gestalten, das für viele Menschen plötzlich einen Urlaub in Nordfriesland in greifbare Nähe rückt. Auch bei uns auf den Halligen. Sabine und ich sind mittendrin, die Rahmenbedingungen der Modellregion umzusetzen und Urlaub auf Gröde möglich zu machen. Wir freuen uns sehr über die neuen Möglichkeiten und auf Euch, die Ihr im Mai kommen wollt. Gemeinsam sind wir ein Teil dieser Modellregion. Herzliche Grüße! Jürgen und Sabine
Ist Verlangen trügerisch? Ist es nur eine Momentaufnahme, so wie jede Fotografie? Gibt es eine Zeitlosigkeit des Verlangens? Oder gibt es die Zeitlosigkeit eines Verlangens, eines bestimmten? Verlangen als Kontinuität, Verlangen, das sich manifestiert?
In diesen Zeiten nicht enden wollenden Lockdowns manifestiert sich mein Verlangen, wieder entspannt und ungezwungen mit Menschen verkehren zu können, mit Familie, mit Freunden, mit Feriengästen. Osterurlaub auf Gröde ist auch in diesem Jahr nicht drin. Schauen wir mal, was der Sommer bringt. Mein Verlangen bleibt und gleichzeitig die Hoffnung und die Zuversicht, daß die Lage wieder einfacher wird.
Trotz der Lockdown-Ruhe sind es wirklich spannende und bewegende Zeiten, in denen wir aktuell leben, und vielleicht bricht sich gerade deshalb das Verlangen eine Bahn. Ich denke nicht, daß es trügerisch ist, sondern hoffnungsvoll und individuell für jeden von uns etwas anderes, je nach Bedürfnis, je nach Wahrnehmung. Verlangen ist für mich ein Motor und macht kreativ. Hauptsache man kann es für sich fassen und ausdrücken, und dabei hilft vielleicht die Lockdown-Ruhe ebenso wir ein langer Halligurlaub.
Heute ist es auf Gröde grau, windig und regnerisch. Vor ein paar Tagen aber bot das Wetter uns wunderbare Licht- und Wolkenspiele. Und die Wildgänse folgen ihrem jährlichen Verlangen und geben ihr Stelldichein auf Gröde.
Am kommenden Wochenende ist Ostern. Sabine und ich wünschen Euch Zuversicht und Kreativität für diese Tage, und Fröhlichkeit miteinander. Frohe Ostern!
Im Februar erlebten wir auch auf Gröde einen richtigen Winter, wenn auch nur knapp zwei Wochen lang. Jetzt zum Ende hin grüßte schon mal der Frühling für ein paar Tage. Unser Winter brachte neuen Schnee und frostige Tage und tolles Winterlicht. Täglich bildete sich mehr Eis auf der Nordsee und trieb, von Wind und Strömung bewegt, um Gröde herum. Dazu zeitweise starker Ostwind, sodaß erst sehr wenig Wasser da war und dann immer mehr Eis, und die Schifffahrt von und zu den Halligen nur eingeschränkt möglich war. Hier ein paar Impressionen. Wir wünschen Euch ein schönes Wochenende!
Jürgen und Sabine